Stammbuch: des Johann Nicolaus Walther, Frankfurt, Wien, Sonneberg, u.a., 1790-1795. Prachtvoller dunkelgrüner Meistereinband mit reicher ornamentaler Vergoldung (Blüten, Blattwerk, Ampeln) auf Deckeln, Rücken u. Stehkanten, weinrot gerahmtem Deckelschild, rotem Rückenschild, Goldschnitt, c. 15 x 24 cm, c. 120 Bl., davon 55 S. beschr. od. ill., aquarell. Titel, 2 Aquarellen, 1 Gouache, 1 Grisaillezeichnung, 1 Federzeichnung unter "Lampion".
Johann Nikolaus Walther, aus der Kaufmannsfamilie Walther aus Heubisch, die 1740 das Sonneberger Bürgerrecht erwarb, war ein Schüler der 1785 gegründeten Frankfurter Handelsschule des Friedrich Gottlieb Bartsch (1736-1796), die 1792 nach Offenbach verlegt wurde. Der Freiburger Bankier Joseph Sautier (1774-1823) bezeichnet sich in einem Eintrag aus Wien (1794) als "ehemaligen Franckfurter Instituts Kamerad" Walthers. Die 18 Einträge aus Frankfurt (Mai 1790 bis Juli 1791) stammen von Mitschülern aus Frankfurt, Offenbach, Rastatt, Baden-Baden, Nürnberg, Bielefeld, aber auch aus Straßburg, Bourgogne, Lyon, Locarno und belegen das weite Einzugsgebiet der Frankfurter Akademie. Walther setzte seine Ausbildung wohl an der "Real-Handlungs-Academie" in Wien fort, wo 1792-1795 eine Reihe von Einträgen erfolgte. Weitere Einträge erfolgten in Walthers Heimatstadt Sonneberg sowie vereinzelte in Bamberg, Neustadt bei Coburg, Großglogau und Graz, wohin Walther vmtl. (Handels-?)Reisen unternahm. Die Einträger waren zumeist Fabrikanten und Kaufleute, darunter der Bielefelder Leinwandfabrikant Christoph Sebastian Nasse (1775-1817), der Sonneberger Spielwarenfabrikant Johann Simon Lindner (1755-1829), der Sonneberger Glasmacher Johann Georg Julius Greiner (1761-1848), der aus Lyon gebürtige und in England tätige Kaufmann Claude Marie Savoye (1774-1832), die Kaufleute Johann Martin Behaghel (1774-1834) und Löv Jacob von Sintzheim aus Frankfurt, Johann Reidner (1765-1854) aus Nürnberg, Giovan Giacomo Nessi aus Locarno, Johann Friedrich Christian Soldan und Philipp Jacob Fleischmann, Mitglieder der Iserlohner und später Frankfurter Kaufmannsfamilie Schmöle, der Nürnberger Sensal und Bankier Georg Rittner und der Zeug- und Wollwebermeister Christian Friedrich Hendel (Händel?) aus London, vereinzelt finden sich auch Juristen, Verwaltungsbeamten, Theologen oder Mediziner wie der Sonneberger Stadtphysikus Dr. Johann Friedrich Schütz. Die Einträge zitieren u.a. Christoph Martin Wieland, Johann Caspar Lavater, Ewald Christian von Kleist, Christian Fürchtegott Gellert, Christian Felix Weisse, Aloys Blumauer, Anna Louisa Karsch und August von Kotzebue. Historisch bedeutendes Stammbuch aus der nur spärlich durch Quellen belegten Zeit der Frankfurter Handelsakademie (1785-91), vgl. O.H. Rocholl, Die Entwicklung des kaufmännischen Bildungswesens in Frankfurt am. Main. F. a. M. 1942.
2200,- EUR
Keine Angabe zur Besteuerung
Sachgebiete: Autographen, Handschriften, Nationalökonomie, Stammbücher, Wirtschaft
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