Neun Soldaten präsentiert der Augsburger Georg Philipp Rugendas in verschiedenen Posen und bei mannigfaltigen Verrichtungen, auf dem Blatt sorgfältig nebeneinander angeordnet in zwei Reihen zu je fünf und vier Soldaten. Sie stehen breitbeinig, lehnen sich an eine Mauer oder haben ihre Gewehre geschultert. Es sind zarte Graphitstudien von bemerkenswerter Präsenz, die ihre Bedeutung aus der Tatsache gewinnen, dass es sich bei ihnen um Studien nach der Natur handelt. Rugendas, der in Augsburg - die Stadt war 1703/04 besetzt - direkt die kriegerischen Auseinandersetzungen während des Spanischen Erbfolgekrieges erlebte, beobachtete in den verschiedenen Lagern Soldaten bei ihren Tätigkeiten. Rugendas‘ späterer Biograph Johann Caspar Füssli berichtet dazu, dass er "den Vortheil" hatte, "das, was bisher bey ihm bloss idealisch war, nun mit den Augen zu sehen." Das Blatt illustriert eindrucksvoll, dass es nämlich Voraussetzung dessen ist, was Füssli als "das Idealische" beschrieben hat, das "von dem wahren Sichtbaren der Natur Stuffen-weis zur Idee" wurde. Das "wahre Sichtbare der Natur" offenbart sich in solchen Studien, die Rugendas zur Vorbereitung seiner Gemälde dienten: "Er verfertigte eine grosse Anzahl regelmässiger Zeichnungen, nach wirklichen Beyspielen, und diese brachte er oft in seinen Gemählden an", schreibt dazu Füssli. Das Blatt gehört zu einer ganzen Folge von solchen "regelmäßigen Zeichnungen" mit Darstellungen von Soldaten, die sich hauptsächlich in den Kunstsammlungen der Stadt Augsburg, aber auch in Nürnberg, Washington und Sacramento befinden. Die Augsburger Zeichnungen sind oben links mit "ax" bezeichnet, was auf einen ehemals gemeinsamen Sammlungszusammenhang schließen lässt - wahrscheinlich der Nachlass des Künstlers. Zu dieser Gruppe gehört auch unser Blatt, das ebenfalls oben links mit "ax" bezeichnet ist. Die Blätter dienten Rugendas gleichsam als Ideenvorrat für seine Schlachtenszenen und Schilderungen des Soldatenlebens; er verwendete sie für ausgearbeitete Zeichnungen, für Drucke und für Gemälde. Für zahlreiche dieser Studien konnte die Verbindung zu Gemälden und Drucken hergestellt werden - für das angebotene Blatt steht dieser Nachweis allerdings noch aus. Die Regelmäßigkeit, in der die Soldaten auf dem Blatt angeordnet sind, lässt auch an eine druckgraphische Umsetzung denken, die bereits Rugendas offensichtlich plante, doch erst sein Urenkel Johann Lorenz Rugendas d. J. zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Angriff nahm: In zwei Folgen - Etude des Attidudes et Postures de l'Homme und Zerschiedene Vorstellungen oder Actionen stellte Rugendas insgesamt elf Skizzenblätter seines Urgroßvaters in Radierungen vor. (Text: Peter Prange)
Technik: Bleistift auf Papier, Wasserzeichen: Teilweise sichtbar. Nicht bestimmbares Wasserzeichen, Bezeichnung: Oben links von fremder Hand bezeichnet: "ax", Größe: 14,5 cm x 21,6 cm, (Preise nach Differenzbesteuerung gem. §25a UStG, Kunstgegenstände/Sonderregelung).
2200,- EUR
Differenzbesteuert
Sachgebiete: Barock, Handzeichnungen, Kunstgeschichte, Militaria, Mode
Kontakt zum
Arndtstr. 49 • 60325 Frankfurt am Main
Telefon: 6974389030
Mail: info@fichterart.de • Web: https://www.fichterart.de