Frühe dritte Ausgabe der bedeutenden Schriften über den Jüdischen Krieg und die Jüdischen Altertümer und wahrscheinlich das erste Werk aus der Lübecker Offizin von Brandis. Es ist bis heute allerdings unklar, ob das am 05. August 1475 gedruckte „Rudimentum novitiorum“ oder das vorliegende Werk zuerst entstand. Der in sieben Bücher gegliederte Jüdische Krieg (De bello Iudaico) gilt als das erste Werk von Josephus Flavius. Hier berichtet er nach einer ausführlichen Vorgeschichte von dessen Verlauf und Ergebnis, um die nationale Katastrophe dieses Krieges zu bewältigen und um dazu beizutragen, seine Wiederholung ein für alle Mal zu verhindern. Nach dem „Jüdischen Krieg“ schrieb Josephus sein umfangreichstes Werk, die „Jüdischen Altertümer“ (Antiquitates Iudaicae). In ihnen stellte er, ganz im Stil der zeitgenössischen kaiserzeitlichen historischen Schriftsteller und geprägt von Motiven aus der stoischen Philosophie, anhand einer ausführlichen Nacherzählung der hebräischen Heiligen Schriften und zahlreicher weiterer Quellen in 20 Büchern dar, wie sich das Judentum im Verlauf seiner langen und bewegten Geschichte von der Erschaffung der Welt bis zum Ausbruch des Jüdischen Kriegs im Jahre 66 n. Chr. entwickelte, wie seine Gesetze und Sitten beschaffen sind und auf wen diese zurückgehen. ILLUSTRATION: Zweispaltige gotische Type in 48 Zeilen. Rubriziert in Rot. Keine Blattnummerierung, keine Lagenbezeichnung. Die zwei Titelblätter (a1 und hh1) mit kunstvollem und einzigartigem Buchschmuck und außergewöhnlichem Satzspiegel, im Stile der mittelalterlichen Buchmalerei mittels Holzschnitten nachempfunden. Oben, rechts und unten prunkvolle Bordüren, Titel 1 links mit großer figürliche Holzschnittinitiale „J“ (23 cm) sowie bei beiden mittig Trennungsschmuckstab für die Spalten des Satzspiegels. Die rechte Spalte des 1. Titels beginnt mit einer großen Initiale „H“ (9,5 x 7,5 cm), welche Josephus Flavius beim Schreiben eines Buches zeigt. Rechts neben der Initiale verläuft von oben nach unten (H)“ISTORIAM“. Von diesen großen Holzschnittinitialen befinden sich ca. 20 weitere als Kapitelanfang im Werk. In den Initialen eines Schreibers am Schreibtisch, Kampfszenen bzw. die Wappen von Lübeck. Andere Kapitel beginnen mit großen handgemalten Initialen in Rot. Blatt l1 mit 13-zeiliger handgemalter Prachtinitiale i Rot und Blau. Außergewöhnlich auch die großen Blattüberschriften mittels Holzschnitt. Dieses Verfahren war offensichtlich sehr aufwändig. Die ersten Bücher (LiberI-IV) hält Brandis fehlerfrei durch. Danach kommt es zu Verwechslungen und Fehlbezeichnungen. Ab Liber VII hat Brandis dann die Blattüberschriften bzw. Kapitelbezeichnungen weggelassen. Ab Liber VIII erfolgt dann die Blattüberschrift teilweise mittels der Type des normalen Satzspiegels, danach aber wieder mittels Holzschnitt. Dieser Wechsel zieht sich durch das gesamte Buch. Diese „Versuche“ sind eindrucksvolles Zeugnis der Entwicklungen des frühen Buchdruckes. Ferner finden sich hunderte Holzschnittinitialen sowie auch handgemalte Initialen in Rot. Durch diese Symbiose der beiden Technologien wird der Übergang von gemalten in gedruckte Initialen eindrucksvoll deutlich. Blattgröße: 39,5 x 29 cm; Satzspiegel: 29 x 19 cm. KOLLATION: De antiquitate Judaica gezählte 209 nicht num. Blatt: Bl.1-14 LiberI, Bl.15-27 LiberII, Bl.28-39 LiberIII, Bl.40-51 LiberIV, Bl.52-64 LiberV, Bl.65-80 LiberVI, Bl.81-97 LiberVII, Bl.98-115 LiberVIII, Bl.116-126 LiberIX, Bl.127-137 LiberX, Bl.138-149 LiberXI, Bl.150-164 LiberXII, Bl.165-180 LiberXIII, Bl.181-195 LiberXIV, Bl.196-209 LiberXV, Bl.210-220 LiberXVI, Bl.221-237 LiberXVII, Bl.238-253 LiberXVIII, Bl.254-265 LiberXIX, Bl.266-273 LiberXX. Judaicum: 187 gezählte Blatt: Bl.274-303 LiberI, Bl.304-326 LiberII, Bl.327-340 LiberIII, Bl.341-349 LiberIV, Bl.350-358 LiberV, Bl.359-374 LiberVI, Bl.375-396 LiberVII. Somit 396 (von 397 Blatt), Es fehlt das weiße Blatt g8. Im Text vollständiges Exemplar! Lagenzählung: a10; b-e10.8; f12-1; g8; h10; i12-1; k12; l-m10; n8; o-q10; r8; s6; t10; v-y8; z6; A-B10; C8; D-E10; F-G8; H-L10.8; M8; N10-1; O10; P8; Q-R10; S-X8. EINBAND: Originaler blindgeprägter Kalbledereinband der Zeit über massiven Holzdeckeln. Ornamentale Stempelprägungen und Streicheisenlinien. Einband unter Verwendung der originalen Deckelbezüge restauriert, Rücken erneuert. Sechs echte Bünde. Schließen und Buckel alt entfernt. Goldgeprägte Titelschilder auf dem Rücken. Guter Zustand, Buchblock und Bindung fest und stabil. Deckel bestossen und berieben und mit kleinen Fehlstellen. Einige Wurmlöcher auf den Deckeln. Vorsatzblätter erneuert. Bei der Restaurierung im Kloster offenbar versehentlich verkehrt herum eingebunden. Groß-Folio: 41 x 30 x 11 cm. ZUSTAND: Guter Erhaltungszustand mit einigen Alters- und Gebrauchsspuren. Festes Büttenpapier, kräftiger, fühlbarer Druck. Erstes Titelblatt mit Wurmlöchern und zwei Löchern und am rechten Rand mit Läsuren. Einige Blätter mit kleinen Schabknittern am äußeren rechten Rand (reversibel). Partiell fingerfleckig und in den äußeren Rändern stockfleckig. Obere Außenränder im Rand teilweise angestaubt (reversibel). Vorn und in der Mitte einige wenige Eintragungen und Kommentare mit Bleistift (reversibel). Circa zehn Blatt mit kleineren Randeinrissen. Ein Blatt mit oberen Eckabriss. Die letzten 20 Blatt zunehmend braunrandig. Die letzten sieben Blatt mit altrestaurierten Ausbrüchen am unteren Seitenrand. Letztes Blatt mit stärkeren Läsuren und Randschäden sowie einigen Wurmlöchern. NACHWEIS: ISTC ij00483000; GW M15150; Hain 9450; Pell-Pol 6713; BNCI J 308; BMC II, 550; Goff J 483 [1475–76]; IBP 3278 [1475–76]; CIH 1975; Schreiber 4402; Schramm X, 300, 302–320; Gerardy, Wasserzeichen S. 22 dat. 1473–1474. ISTC listet Exemplare in 53 Bibliotheken weltweit. PROVENIENZ: Wohl aus deutschem Erstbesitz (früher handschriftlicher lateinischer Besitzereintrag auf dem letzten Blatt. Aus dem Besitz der Ampleforth Abbey Library (Exlibris, Bibliotheksstempel und im Text Prägestempel). Offensichtlich wurde die Inkunabel auch hier restauriert. ILLUSTRATION: Two-column Gothic type in 48 lines. Rubricated in red. No page numbering, no layer designation. The two title pages (a1 and hh1) with elaborate and unique book decoration and extraordinary type area, in the style of medieval book illumination reproduced by woodcuts. Splendid borders at the top, right and bottom, title 1 on the left with a large figural woodcut initial "J" (23 cm) as well as a dividing decorative bar for the columns of the type area in the centre of both titles. The right column of title 1 begins with a large initial "H" (9.5 x 7.5 cm) showing Josephus Flavius writing a book. To the right of the initial runs ISTORIAM" from top to bottom (H). There are about 20 more of these large woodcut initials as chapter beginnings in the work. The initials show a scribe at his desk, battle scenes and the coat of arms of Lübeck. Other chapters begin with large hand-painted initials in red. Leaf l1 with 13-line hand-painted splendid initials in red and blue. Unusual also the large leaf headings by woodcut. This procedure was obviously very elaborate. Brandis manages the first books (LiberI-IV) without errors. After that, there are confusions and misnomers. From Liber VII onwards, Brandis omitted the page headings and chapter designations. From Liber VIII onwards, the page headings are partly written in the normal typeface, but then again in woodcut. This change is repeated throughout the entire book. These "experiments" are impressive evidence of the developments in early letterpress printing. Furthermore, there are hundreds of woodcut initials as well as hand-painted initials in red. This symbiosis of the two technologies impressively illustrates the transition from painted to printed initials. Sheet size: 39,5 x 29 cm; type area: 29 x 19 cm. COLLATION: De antiquitate Judaica counted 209 not num. Sheets: pp.1-14 LiberI, pp.15-27 LiberII, pp.28-39 LiberIII, pp.40-51 LiberIV, pp.52-64 LiberV, pp.65-80 LiberVI, pp.81-97 LiberVII, pp.98-115 LiberVIII, pp.116-126 LiberIX, pp.127-137 LiberX, pp.138-149 LiberXI, Bl.150-164 LiberXII, Bl.165-180 LiberXIII, Bl.181-195 LiberXIV, Bl.196-209 LiberXV, Bl.210-220 LiberXVI, Bl.221-237 LiberXVII, Bl.238-253 LiberXVIII, Bl.254-265 LiberXIX, Bl.266-273 LiberXX. Judaicum: 187 counted leaves: Bl.274-303 LiberI, Bl.304-326 LiberII, Bl.327-340 LiberIII, Bl.341-349 LiberIV, Bl.350-358 LiberV, Bl.359-374 LiberVI, Bl.375-396 LiberVII. Thus 396 (of 397 leaves), The white leaf g8 is missing. Textually complete copy! Layer count: a10; b-e10.8; f12-1; g8; h10; i12-1; k12; l-m10; n8; o-q10; r8; s6; t10; v-y8; z6; A-B10; C8; D-E10; F-G8; H-L10.8; M8; N10-1; O10; P8; Q-R10; S-X8. BINDING: Original blind-stamped calf leather binding of the period over solid wooden covers. Ornamental stampings and strike-iron lines. Binding restored using the original covers, spine renewed. Six real frets. Clasps and humps old removed. Gold-stamped title labels on the spine. Good condition, book block and binding tight and stable. Covers bumped and rubbed and with small missing parts. Some wormholes on the covers. Endpapers renewed. Bound upside down during restoration at the monastery, apparently by mistake. Large folio: 41 x 30 x 11 cm. CONDITION: Good state of preservation with some signs of age and wear. Firm laid paper, strong, tactile impression. First title page with wormholes and two holes and on the right margin with lesions. Some leaves with small creases at the outer right margin (reversible). Partially fingerstained and foxed in the outer margins. Upper outer margins partly dusty (reversible). A few inscriptions and comments in pencil in front and centre (reversible). About ten leaves with smaller marginal tears. One leaf with upper corner tear. The last 20 leaves increasingly with brown margins. The last seven leaves with old restored chipping at lower margin. Last leaf with more severe lesions and marginal damage as well as some wormholes. REFERENCE: ISTC ij00483000; GW M15150; Hain 9450; Pell-Pol 6713; BNCI J 308; BMC II, 550; Goff J 483 [1475-76]; IBP 3278 [1475-76]; CIH 1975; Schreiber 4402; Schramm X, 300, 302-320; Gerardy, Watermarks p. 22 dat. 1473-1474. ISTC lists copies in 53 libraries worldwide. PROVENANCE: Probably from German first ownership (early handwritten Latin owner's entry on the last leaf. From the Ampleforth Abbey Library (bookplate, library stamp and embossed stamp in the text). Obviously the incunable was restored here as well.
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